In Episode 6 geht es darum sich bewusst nicht auf eine emotional, negative Stimmung einzulassen. Durch ungeschicktes Nachfragen kann die Emotionalität weiter verstärkt werden. Daher sollte das Hinterfragen ermöglichen den Gesprächspartner aus dem Denkgefängnis rauszuholen – ganz spannend, lesen Sie selbst!
Neulich beim Kunden…
…bin ich auf dem Flur einem Teamleiter begegnet, der sichtlich verärgert, vor sich herbrummelnd auf mich zu stapfte. Und ich schnappte die Redewendung auf „Den Schuh zieh ich mir nicht an!“
Als Mitglied einer meiner agilen Entwicklungsteams war er mir nicht fremd und habe mir spontan erlaubt in offen und direkt auf sein Selbstgespräch anzusprechen.
Es wäre vermutlich nicht gut gewesen typischerweise zu fragen „Was ist denn los? Welche Laus ist Ihnen den über die Leber gelaufen? Was ist passiert?“ Die Folge wäre vermutlich gewesen, dass sich der Teamleiter ggf. so richtig entrüstet hätte in seiner offensichtlich, negativen Emotionalität und noch tiefer im Denkgefängnis „Den Schuh zieh ich mir nicht an!“ stecken geblieben wäre.
Angesprochen habe ich Ihn zwar spontan aber bewusst mit der Frage „Welche Schuhgröße haben Sie?„. Der Teamleiter schaute ziemlich verdutzt an, war aber auskunftsbereit und antwortet schnell mit „44“.
„Ok“ sagte ich, „eine klare Aussage. Können Sie das auch beweisen?“ Er schaute mich erneut sehr ungläubig an und antwortete „ja kann ich“ und zog einen seiner Sicherheitsschuhe aus und zeigte auf das Etikett auf der Innenseite der Lasche. „Gut, Sie haben mich überzeugt, 44 ist laut Etikett korrekt. Könnten Sie theoretisch auch mal Schuhgröße 43 oder 43,5 haben und tragen lieber 44, weil das bequemer für Sie ist!?“ Er nickte irritiert mit runzelnder Stirn und fragte schließlich „Was ich den jetzt mit dem Vergleich und der ganzen Fragerei bewirken will?“
Also, erwidert ich „Aus Ihren Worten – Den Schuh zieh ich mir nicht an – schließe ich, dass etwas vorgefallen ist, mit dem Sie nicht einverstanden sind. Vermutlich ein Vorwurf für etwas, was Sie jetzt in irgendeiner Form ausbaden müssen?“ „Ja, genau“ sagte er spontan. „Gut, dann sollten Sie wissen“, fuhr ich fort, „die Herkunft der Redewendung – Den Schuh zieh ich mir nicht an – hat seinen Ursprung im Sprichwort „Wenn der Schuh passt, dann zieh ihn an!“. „Ok das wusste ich nicht“ erwiderte er und hörte mir weiter aufmerksam zu.
„Ihre Ablehnung, um was es auch immer geht, könnten Sie doch beim nächsten Mal mit den neuen Gedanken reflektieren – Was müsste jetzt passieren, dass der Schuh passt?“ Grundvoraussetzung ist natürlich, dass Sie für sich und Ihr Umfeld wissen was für ein Schuh passt und was für ein Schuh nicht passt?“
„Folglich offen kommunizieren, was in der entsprechenden Situation für Sie bequem ist bzw. passend ist und was eher unbequem oder nicht passend ist.“ Nicht passend soll hier übrigens nicht verwechselt werden mit dem Weg des geringsten Widerstandes.
Die Kernfrage ist also „WARUM – passt das so nicht?“ Warum kann ich mir den Schuh nicht anziehen? Weil er unbequem ist? Dann raus aus den Pantoffeln bzw. raus aus der „Komfortzone“ und einlaufen bzw. der Herausforderung stellen! Oder, wenn der Schuh gar nicht passt, dann erst mal zu Kenntnis nehmen und für mehr Transparenz sorgen.
Und schon sind wir wieder im Modus der „Wertschätzenden Erkundung“. D.h. wenn Sie der Meinung sind „Den Schuh zieh ich mir nicht an!“ macht es beim nächsten Mal Sinn den Vorwurfgeber mit der Frage zu konfrontieren „WARUM sollte ich mir Ihrer Meinung nach diesen Schuh anziehen? Was erwarten Sie von mir, was soll Ihrer Meinung nach passieren?„.
Zur Aufklärung – es ging hier um einen Bedienungsfehler eines Mitarbeiters an einer Produktionseinrichtung. Kernfragen sind folglich: „Warum konnte die Fehlbedienung geschehen und was tun wir, damit das nicht wieder vorkommt“ – Den Schuh sollte sich der Teamleiter als Führungskraft besser anziehen!!!
An dieser Stelle ein Appell an alle diejenigen die zu Schuldzuweisungen neigen und gerne Vorwürfe in die Runde kippen. Folge ist immer das physikalische Prinzip „Actio = Reactio“. Das mündet immer in einer negativen Reaktion und in einer destruktiven Haltung.
Besser ist es einen Vorwurf als relatives Objekt in den Raum zu stellen und zu betrachten. Dadurch kann bewusst die Chance wahr genommen werden eine positive, lösungsorientierte Perspektive auf die Situation einzunehmen.
Jetzt stellen Sie sich doch mal die Frage „Welchen Schuh zieh ich mir heute an?„
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