In der ersten Episode geht es um eine Aussage, die in einem Meeting unter Führungskräften für große Aufregung gesorgt und viele Fragen aufgeworfen hat. Die Situation konnte aber gerettet werden. Wie? Hören Sie rein und Sie werden es erfahren. Viel Spaß!
Neulich beim Kunden…
…war ich im Meeting mit einer Gruppe Abteilungsleitern aus unterschiedlichen Fachbereichen zur Besprechung der Gestaltung und Weiterentwicklung von Änderungsprozessen. Der Fokus lag auf Prozessänderungen, d.h. Änderungen mit Einfluss auf Planungs-, Produktions- und Logistikprozesse, die entweder durch Kunden, Lieferanten oder intern initiiert werden und entsprechende Handlungsbedarfe in der operativen und/oder systemischen Umsetzung auslösen.
Auf die allgemein Frage hin, wie denn die aktuelle Situation im Umgang mit Prozessänderungen aussieht, kam mir mehr oder weniger die volle Meinungsbandbreite der fachspezifischen Sichtweisen zu aktuellen Strukturen, Abläufen, Rollen und Verantwortungen entgegengeflattert – von dem einen Extrem „…ich weiß überhaupt nicht was wir dazu beitragen müssen“ bis hin zum anderen Extrem „…es ist doch schon alles da!„
WAS? Es ist schon alles da? Alles? – Alles da = alles klar?
Die eine Aussage hat zu großer Aufregung geführt und so manchen Pulsschlag im Kreise der Anwesenden höher schlagen lassen. Wenn doch schon alles da ist…
…wo ist es?
…wer macht was wie?
…wer lebt es so, wie es denn schon da ist?
…weiß denn jeder davon, was, wie ablaufen soll?
…ist das standardisiert?
…
Durch das „es ist doch alles da!“ sind plötzlich eine Menge Fragen aufgekommen, die das Team in diesem Augenblick nicht erwartet hat.
Nun – ich dachte in diesem Moment an den agilen Leitspruch „die Situation ist mein Coach“: Was machen wir jetzt mit dem entsetzten Kreis? Ja klar, wir nutzen die Aussage und stellen eine Idealisierung des Sachverhaltes in der Raum mit dem Gedankenmodell:
Wir denken alle mal so – es ist alles gut, es ist schon alles da!
Wenn wir so denken und so tun, als wäre alles schon da, was müsste denn dann aus Ihrer Sicht alles da sein?
Wie sieht aus Ihrer Sicht das ideale Bild von dem Zustand „es ist schon alles da“ aus?
Mit diesem hypothetischen Ansatz kamen wir den entscheidenden Schritt weiter und es wurden im offenen Dialog nach und nach von jeder Führungskraft die subjektiven Erwartungshaltungen ausgesprochen, gegenseitig objektiv hinterfragt, reflektiert und in jeder Hinsicht konstruktiv besprochen.
Dabei gab es eine Kommunikationsregel: Wir stellen keine Meinung in den Raum, welche Erwartung denn schon erfüllt zu sein scheint, sondern hinterfragen gezielt die konkrete Sichtweise, was gemeinsam erfüllt sein soll!
Schließlich kamen alle zur Erkenntnis, dass vor allem die gegenseitigen Erwartungen nicht gänzlich erfüllt sind und alle waren sich einig…
…es ist noch nicht alles da! Wir brauchen vieles, was noch nicht da ist bzw. noch nicht so da ist wie wir es brauchen.
Ein typisches Praxisbeispiel…aus meiner Erfahrung heraus macht es häufig mehr Sinn eine Entwicklungsaufgabe primär aus der Ziel-Perspektive zu betrachten und dann erst gemeinsam die IST-Situation zu hinterfragen als umgekehrt. Dadurch gelingt es den offenen, positiven Blick auf ein ideales Bild (Vision dessen, was man haben möchte) zu wahren ohne gleich im negativ, gedanklichen Problemsumpf zu versinken – ich rede hier übrigens lieber von Hindernissen als von Problemen, weil Hindernisse überwindbar sind und das Wort Problem ist ja schon unkonkret! Die Hindernisse zum Ziel-Zustand, zu dem was wir erwarten, sind schließlich die Herausforderungen, die gelöst werden sollen, um besser zu werden und das am liebsten gemeinsam!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg beim kooperativen Überwinden Ihrer Hindernisse in integrierten Teams, um auch die Erfahrung zu teilen…es ist doch noch nicht alles da!
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