Episode #11 „Dafür werde ich nicht bezahlt!“

26. Juni 2023

In dieser Episode führt eine nicht passende Aussage in Folge einer ungeschickten Herangehensweise bei der Delegation eines Aufgabenpaketes zu einer Grundsatzdiskussion und schließlich zum Lerneffekt – Verantwortung kann nicht einfach übertragen werden, sondern ist intrinsisch motiviert anzunehmen. Machen Sie sich Ihr eigenes Bild!

Neulich beim Kunden… 

…war ich zufällig bei einer Grundsatzdiskussion zwischen einem Teamleiter und seiner Vorgesetzten anwesend. Der Mitarbeiter ließ in Zusammenhang mit einem, aus Sicht der Abteilungsleiterin, in seine Verantwortung fallendes Aufgabepaket den Satz fallen: „Dafür werde ich nicht bezahlt!“

Die Abteilungsleiterin reagiert sofort mit: „Wie bitte? Ich glaube ich habe mich gerade verhört. Was heißt denn Sie werden dafür nicht bezahlt?“ Und der Mitarbeiter grätschte erneut sehr emotional zurück: „Für derartige, zusätzliche Aufgabenpakete werden mein Team und ich nicht bezahlt!“. Den Ball nahm die Abteilungsleiterin volley und attackiert lautstark: „Hören Sie auf damit, Sie werden für Ihre Expertise bezahlt und nicht nur für bestimmte Tätigkeiten!“

Damit hatte Sie zwar in gewisser Weise recht, zumal es sich bei dem Teamleiter um eine kreative Position in der Entwicklung handelte, es wäre hingegen besser gewesen sie hätte Steve Jobs Zitat im Kopf gehabt “Es macht keinen Sinn, kluge Köpfe einzustellen und ihnen dann zu sagen, was sie zu tun haben. Wir stellen kluge Köpfe ein, damit sie uns sagen, was wir tun können.“ So hat den Mitarbeiter auf dem falschen Fuß erwischt und Ihm die Aufgabenverantwortung einfach aufs Auge drücken wollen und dabei aber selbst nicht ganz losgelassen, so dass eine gewisse Verunsicherung beim Teamleiter zu spüren war.

Mir war zunächst sehr unwohl dabei mich in das nicht so konstruktiv laufende Gespräch einzumischen, hingegen war die Klärung der Verantwortlichkeiten sehr wichtig für das gemeinsame Projekt. Daher ersuchte ich den Einstieg in die Diskussion mit einer offenen Frage: „Was muss geschehen, damit die Verantwortung für die definierten Aufgaben und in diesem Zusammenhang zu erreichenden Ziele allen eindeutig klar sind und ganz bewusst auch angenommen werden können?“.

Das Gespräch zwischen den beiden verstummte sofort, bis die Abteilungsleiterin vorpreschte mit: „Mir ist das klar, schon allein wegen der Expertisen kann das nur Herr X und sein Team erledigen!“

Ich versuchte die Diskussion weiter zu versachlichen und schildert kurz, dass es sehr wichtig sei, dass die Mitarbeitenden auch die Verantwortung annehmen! Verantwortung kann nicht so „per order de mufti“ übertragen werden, ohne dass die vermeintlich Verantwortlichen diese auch ganz bewusst akzeptieren und sich den Aufgaben und Zielen gewachsen fühlen.

Die Blicke der Abteilungsleiterin durchbohrten mich förmlich.

In diesem Augenblick viel mir auch noch der Teamleiter in den Rücken und sagte: „Genau meine Worte, warum soll ich hier die Verantwortung übernehmen!“ Au weiha“ dachte ich in diesem Augenblick, jetzt haben wir den Salat, wobei mir ganz spontan ein Gegenfrage auf der Zunge lag, die unbedingt raus wollte: „Ok, aber wenn Sie mehr dafür bekommen, weil von Ihnen und Ihrem Team etwas Neues verlangt wird, würden Sie es dann machen?“ Der Teamleiter antwortete leicht überspitzt scherzend: „Kommt darauf an wieviel Sie bezahlen!“. Der Gesichtsfarbe entnehmend kochte die Abteilungsleiterin jetzt fast über.

Genau jetzt war es Zeit den Joker zu spielen: „Ok“ sagte ich, „dann sind Sie auch damit einverstanden, dass Sie und Ihr Team weniger bekommen, wenn Sie bestimmte Aufgaben im Bereich Ihrer Expertisen nicht schaffen bzw. die Ziele nicht erreichen?“ „Moment mal, wir forschen doch und können nicht immer wissen, was zum Schluss dabei herauskommt“, erwiderte der Mitarbeiter “ – der Gesichtsausdruck der Abteilungsleiterin hellte sich wieder deutlich auf.  

Ich fuhr fort: „Also ich nehme wahr, dass die Übernahme der Verantwortung für Sie extrinsisch motiviert ist und nichts mit fehlender Expertise zu tun hat, oder?“ Er erwiderte: „Natürlich haben wir im Team die Expertisen!“. „Sehr gut“ sagte ich „ich bin überzeugt, dass Sie und Ihr Team die ideale Besetzung darstellen, um die Ziele zu erreichen und aus diesem Grund würden wir (ich schloss mit dem Wir in meiner Ansprache bewusst die Abteilungsleiterin ein) würden wir es sehr begrüßen, wenn Sie mit Ihrem Team die Aufgaben pflichtbewusst angehen, was meinen Sie dazu, Sie haben unser vollstes Vertrauen?“

Ich ließ Ihn die Frage gar nicht beantworten, sondern ergänzte „Es ist nicht wichtig, dass für mehr, mehr und für weniger, weniger bekommen, sondern es ist wichtig, dass bestimmte Ergebnisse im Team auf Basis der vorhandenen Expertisen erzielt werden, am liebsten die, die wir gemeinsam definieren und das aus der intrinsischen Motivation heraus etwas positiv weiterzuentwickeln.

Und für die Ergebnisse trägt jeder, der eine Aufgabe pflichtbewusst erledigt, auch gerne die Verantwortung. Sie sind als Teamleiter grundsätzlich schon in der Rolle als Führungskraft in gewisser Form ergebnisverantwortlich. Kurzum, der Teamleiter stimmt schließlich verantwortungsbewusst zu und er hat mit seinem Team eine fantastische Leistung erbracht und die Entwicklungsziele sogar übertroffen.

Lange Rede kurzer Sinn: Verantwortung kann nicht einfach so übertragen werden, sondern muss aus der Grundhaltung des Verantwortungsbewusstseins akzeptiert sein, um willentlich Aufgaben anzunehmen, um auf dieser Basis gute Ergebnisse zu erzielen.

Zur intrinsischen Motivation hilft vor allem die Erläuterung der Sinnhaftigkeit, das heißt es muss der Nutzen des Handelns klar erkennbar sein. Zudem ist die Wertschätzung der Mitarbeitenden und der vorhandenen Expertisen essenziell, denn nur wer selbst für etwas brennt, kann auch bei anderem Feuer entfachen.

Jetzt mal ehrlich, für was brennen Sie so richtig und kommt genau dabei nicht was besser heraus?

  

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