Episode #15 „Was – wir spielen jetzt LEGO®?“

14. Oktober 2025

…warum bunte Steine oft mehr bewegen als PowerPoint.

In Episode 15 geht es um einen ungewöhnlichen Workshop: LEGO® SERIOUS PLAY®. Was zunächst Skepsis und Stirnrunzeln in einem Führungsteam auslöste, entwickelte sich Schritt für Schritt zu einem Raum voller Neugier, Kreativität und echter Erkenntnisse. Aus anfänglicher Skepsis „Wir sollen jetzt spielen?“ wird ein gemeinsames Denken mit den Händen. Erfahren Sie, warum das spielerische Lernen oft ein Schlüssel zu ernsthafter Veränderung ist.

Neulich beim Kunden… 

…stand ich in einem Workshopraum. Ein großer Tisch, Stühle im Halbkreis – und in der Mitte: ein Haufen bunter LEGO®-Steine.

Das Thema: „Wie wollen wir in Zukunft zusammenarbeiten?“
Die Teilnehmenden: ein Führungsteam, 8 Personen, aus verschiedenen Fachbereichen –
Menschen mit Verantwortung, Erfahrung und klaren Meinungen.

Bevor wir starteten, erklärte ich kurz, was LEGO® SERIOUS PLAY® überhaupt ist.
Eine Methode, bei der Menschen mit den Händen denken.
Bei der Ideen, Herausforderungen und Visionen nicht einfach diskutiert,
sondern gebaut, erläutert und gemeinsam reflektiert werden.

Das Ziel: komplexe Themen sichtbar machen – und sie gemeinsam verstehen.
Was sonst in langen Meetings hängen bleibt, wird hier im wahrsten Sinne begreifbar.
Und das Schöne: Jeder kommt zu Wort – auch die, die sonst eher leise sind.

Klingt gut, oder?
Aber – die Reaktionen an diesem Morgen waren … sagen wir: verhalten.

Szene 1 – Die Skepsis

Als ich den Ablauf erklärte und das Wort „LEGO®“ fiel, veränderte sich die Stimmung spürbar.
Einige schauten irritiert.
Einer lachte leise und meinte:

„Jetzt wird’s aber kindisch.“

Eine sagte:

„Also … ich habe das letzte Mal LEGO® gespielt, da war mein Sohn im Kindergarten.“

Und ganz hinten im Raum murmelte jemand:

„Wir sollen spielen, um ernsthaft zu arbeiten? Das kann ja was werden.“

Ich lächelte.
Ich kannte das.
Diese Mischung aus Skepsis, Unverständnis und leiser Ironie begegnet mir oft.

Denn ja – LEGO® SERIOUS PLAY® klingt erstmal nach Spielerei.
Aber genau darin liegt seine Stärke:
Es ist eine andere, überraschend ehrliche Art, ernsthaft mit den Händen zu denken.

Und: Es nutzt etwas, das wir als Erwachsene oft verlernen – das spielerische Lernen.
Nicht planloses Herumprobieren,
sondern ein Erkunden, ein Entdecken, ein Bauen, das Denken befreit.
Im Spiel entsteht Sicherheit, weil Fehler keine Bedrohung sind,
sondern Teil des Lernens.
Und genau das öffnet Räume, die in klassischen Workshops oft verschlossen bleiben.

Szene 2 – Die erste Aufgabe

Nach ein, zwei kleinen Warm-up Übungen wollte ich endlich ins Arbeiten kommen und bat darum jeden, ein eigenes Modell ein Einzelmodell zu bauen und fragte:

„Bauen Sie ein Modell, das zeigt, wie Sie Ihre aktuelle Zusammenarbeit als interdisziplinäres Team erleben.“

Zuerst war es still.
Man konnte den Gesichtern förmlich ansehen, dass es mir erst war mit dem LEGO®-Spielen
Dann hörte ich wieder das erste leise Klicken der Steine.
Die Teilnehmenden saßen konzentriert da, waren aber sichtlich zurückhaltend.
Einige wirkten unsicher – als gäbe es nur eine „richtige Lösung“.

Nach fünf Minuten bat ich, die Modelle nacheinander vorzustellen.

Ein Teilnehmer begann zögernd:

„Also … das hier ist ein Turm. Eigentlich wollte ich was anderes bauen,
aber irgendwie passt das: Jeder arbeitet für sich in seinem „Elfenbeinturm“, und am Ende ist alles ein bisschen wackelig bzw. nicht aufeinander abgestimmt.“

Eine Teilnehmerin fragte spontan: „Was macht den Turm wackelig?“

Er schaute auf sein Modell.

„Die Steine bzw. Arbeitsweisen passen nicht richtig zusammen. Wir reden vor allem zu wenig miteinander.“

Ich hinterfragte weiter:

„Und wenn Sie das ändern könnten – was würden Sie anders machen wollen?“

Er überlegte, griff spontan nach einem weiteren LEGO®-Stein – und setzte ihn in seinem Modell ein.
Plötzlich veränderte sich etwas in seiner Stimme.

„So wäre es stabiler. Wenn wir uns besser abstimmen, hält das Ganze.

Der Raum wurde ruhig.
Alle schauten hin.
Man spürte, dass aus Spiel – Verständnis wurde.
Ein erster Moment von echtem Lernen.

Szene 3 – Der Knoten löst sich

Nachdem jeder sein Einzelmodell vorgestellt und in der Gruppe reflektiert hatte, bat ich das Führungsteam in 3 Kleingruppen gemeinsam jeweils ein Teammodell zu bauen:

„Bauen Sie bitte gemeinsam ein Modell, was beschreibt, wie Sie und Ihre Teams zukünftig besser zusammenarbeiten werden.“

Und jetzt kam Bewegung in den Raum.
Die Hände arbeiteten schneller.
Steine klickten ineinander.
Es wurde geredet, gelacht, ausprobiert.

Ich hörte Sätze wie:

„Darf ich bei dir was andocken?“
„Oh, das ist gut – das brauchen wir auch!“

Ich ging von Tisch zu Tisch, stellte hier da bewusst Fragen.

„Was bedeutet diese Brücke?“
„Was hindert euch, sie heute schon zu bauen?“

Jede Frage öffnete neue Perspektiven.
Die Skepsis wich der Neugier.
Und die Energie im Raum wurde spürbar lebendig.

Ich sah Menschen, die plötzlich in Bildern dachten.
Und das war der Moment, in dem LEGO® SERIOUS PLAY® seine Wirkung voll entfaltete.

Szene 4 – Der Bann ist gebrochen

In der letzten Runde sollten Sie Ihre Modelle verbinden – ein gemeinsames Bild ihrer Zukunft erschaffen.

Jetzt war der Raum voller Bewegung. Es wurde gelacht, erklärt, ergänzt.
Selbst die, die anfangs am skeptischsten gewesen waren, bauten nun mit Begeisterung.

„Das hier – das ist unsere Verbindung zur Produktion!“
„Und hier – das ist unser Leuchtturm. Der zeigt uns die Richtung!“

Ich beobachtete, wie aus einzelnen Modellen ein gemeinsames Kunstwerk entstand –
ein sichtbares Teamverständnis.

Ohne PowerPoint.
Ohne lange Diskussionen.
Sondern mit Kopf, Herz und Hand.
Denken mit den Händen.

Fazit – Mehr als Spiel

Am Ende fragte ich in die Runde: „Was nehmen Sie heute mit?“

Einer sagte:

„Ich hätte nie gedacht, dass man mit LEGO® so ehrlich über Zusammenarbeit sprechen kann.“

Eine andere ergänzte:

„Ich habe verstanden, dass Spielen hier nichts mit Albernheit zu tun hat – sondern mit echtem Denken und Weiterentwickeln.“

Ich lächle.
Genau das ist der Punkt.

LEGO® SERIOUS PLAY® ist kein Spiel im klassischen Sinne.
Es ist ein Gespräch mit den Händen.
Eine universelle Sprache, die jeder versteht – auch wenn sie zunächst ungewohnt ist.

Und meine Rolle als Moderator?
Ich halte den Raum.
Ich stelle bewusst Fragen.
Ich helfe, dass aus Skepsis Neugier wird.
Und aus Neugier – Begeisterung.

Am Ende liegen auf dem Tisch keine Spielzeuge.
Sondern reale Geschichten – gebaut aus Verständnis, Klarheit und Miteinander.

Und vielleicht … wenn Sie das nächste Mal das Wort „LEGO®“ hören, denken Sie nicht mehr an „nur ein Spielen“, sondern an ein nützliches, agiles Werkzeug, das neue Türen in der komplexen Arbeitswelt öffnet – wo Worte manchmal nicht reichen.

  

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