Teil 9 zeigt auf, wie wichtig es die Wertschätzung der Mitarbeiter aufzugreifen, um diese am Gestaltungsprozess Ihres Arbeitsumfeldes bewusst zu beteiligen und nicht im Denkgefängnis des Abarbeitens gefangen zu halten. Werden auch Sie zum Gestalter von Wertschöpfung – viel Erfolg!
Neulich beim Kunden…
…war ich gemeinsam mit einer Gruppe bestehend aus einem Lean-Manager, dem Schichtleiter und zwei Teamleitern in der Produktion, d.h. auf dem Shopfloor, in Aktion und wir sondierten gemeinsam die einzelnen Produktionsbereiche.
Mit Fokus auf die Arbeitsplatzgestaltung haben wir uns dabei intensiv mit den einzelnen Mitarbeiter der Produktionsbereiche unterhalten, um im Rahmen der neu aufgesetzten SOS-Initiative der Sicherheit, Ordnung & Sauberkeit aus Sicht der Beteiligten vor Ort Verbesserungsansätze direkt am Arbeitsplatz aufzugreifen, zu besprechen und zeitnah umzusetzen.
Es war auffällig, dass man den meisten Akteuren vor Ort mehr oder weniger Optimierungsansätze aus der Nase ziehen musste, obwohl bestimmte Verbesserungen ganz offensichtlich waren und theoretisch spontan seitens der Mitarbeiter vor Ort Erwähnung hätten finden müssen, wie z.B. die sehr unstrukturierte Anordnung bestimmter Werkzeuge und Hilfsmittel sowie vor allem auch die unübersichtliche Zettelwirtschaft mit meiner Meinung nach 80% unnötiger Informationen sowie der generelle, sehr unaufgeräumte und teils schmuddelige Zustand des Arbeitsplatzes und vieles Offensichtliche mehr.
Vor allem in einem persönlichen Gespräch mit einem Maschinebediener ist mir etwas aufgefallen, was mir schon das eine oder andere Mal in ähnlicher Form begegnet ist.
Als ich diesen etwas intensiver zu seinem Arbeitsplatz hinterfragte mit den Worten: “Was würden Sie denn hier anderes, einfacher oder klarer gestalten, wenn Sie entscheiden dürfen?“ zuckte er nur mit den Schulturn und antwortete unmittelbar: “ Wieso ich? Ich bin doch nur ein kleines Rädchen im System – ich kann hier doch gar nichts entscheiden!“.
Er war sehr überrascht als ich darauf spontan sagte: „Das sehe ich ab ganz anders und finde Sie sind der erste Entscheider vor Ort!“ Er schaute mich stutzig und noch viel überraschter als ich noch ergänzte: „Zudem sind Sie nicht ein kleines Rädchen im System, sondern ein bestimmtes, wichtiges Rädchen im System!“
Ich erklärte Ihm er solle sich ein Uhrwerk vorstellen und fragte Ihn was wohl passieren würde, wenn ein Rädchen in der Uhr fehlen würde.
Er sagte sofort: „Die Uhr geht nicht mehr!“ „Richtig!“ sagte ich „und was passiert, wenn Sie nicht mehr da sind, wo Sie jetzt sind?“
„Dann kommt ein anderer!“ – „Ok“ erwiderte ich, „das kann natürlich auch sein, aber bleiben wir bei dem Beispiel mit der Uhr“ – „Die Maschine steht!“ sagte er.
„Genau und genau deswegen sind Sie ein ganz bestimmtes, wichtiges Rädchen hier im Produktionssystem, damit das möglichst nicht passiert!“
Er nickte und man sah allein schon an seiner veränderten Körperhaltung, dass seine Wertschätzung sich selbst gegenüber positiv verändert hat.
Wir unterhielten uns weiter und es kam heraus, dass er noch nie gefragt wurde hier etwas anders zu machen, dabei habe er schon die eine oder andere Idee…und es sprudelte nur so aus Ihm heraus.
Dabei erklärte ich Ihm das es besonders wichtig sei nicht nur im System zu arbeiten, sondern auch am System und dazu gehört vor allem das direkte Arbeitsumfeld, welches er in Bezug auf Sicherheit, Ordnung & Sauberkeit als erste Instanz mitgestalten und verändern kann.
Genau hier liegt oft der fehlende Denkansatz. Die meisten Führungskräfte auf dem Shopfloor vergessen die Wertschätzung der Mitarbeiter und die aktive Einbindung in Entscheidungsprozesse unmittelbar am Arbeitsplatz.
Die Eigeninitiative der Mitarbeiter wird häufig durch die Führung verhindert, so dass es vielen überhaupt nicht in den Sinn kommt die Mitarbeiter bewusst einzubinden, damit Sie das Gefühl haben mitzugestalten. Folglich sind die Mitarbeiter in einem Abarbeitungsmodus gefangen, der schließlich das Gegenteil bewirkt und die Optimierungskreativität vernebelt.
Aus Wertschätzung wird Wertschöpfung und jeder Mitarbeiter ist Teil des Erfolges, auch wenn Sie im übertragenen Sinne nur zwei Knöpfe drücken, kann immer noch die Frage gestellt werden, welcher Knopf muss zuerst gedrückt werden, damit alles gut läuft.
Aus meiner Sicht ist das eine kontinuierliche Führungsroutine, die Mitarbeiter dazu zu motivieren und zu ereifern mitzugestalten.
Jetzt überlegen Sie mal selbst, sind Sie nur eine Gestalt im System oder sind Sie ein Gestalter am System?
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